Ronny Mewis (RM), Organisationsleiter bei der SC TF Veranstaltungs-gGmbH, im Gespräch über den Weg zu mehr Nachhaltigkeit bei Sport-Events und die Herausforderungen, die sich dabei stellen.
Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Auch Sportveranstalter sehen sich oft mit dem Vorwurf konfrontiert, sehr viel Müll zu produzieren. Wie geht Ihr damit um?
RM: Wir stehen in der Pflicht, uns als Veranstalter mit diesem Thema ausführlich zu beschäftigen und nach Lösungen zu suchen. Wir sind uns unserer Verantwortung also sehr bewusst und machen uns schon länger Gedanken darüber, wie wir vor allem von Einwegbechern bei den Zwischen- und Zielverpflegungen wegkommen können. Das ist ja eines der Hauptprobleme bei Laufveranstaltungen. Ab diesem Jahr werden wir deshalb bei unseren kleineren Läufen keine Einwegbecher mehr bei der Zwischen- und Zielverpflegung anbieten.
Und was gibt es für Alternativen zu den typischen Plastik-Einwegbechern?
Wir ermuntern die Teilnehmer, eigene Mehrwegbecher mitzubringen, die dann vor Ort befüllt werden können. Natürlich gehen auch Trinkrucksäcke und -gürtel. Die Teilnehmer können außerdem über unsere Anmeldung und vor Ort Silkonbecher kaufen, die man zusammenfalten, in die Tasche stecken und immer wieder benutzen kann. Ich denke, die Rucksäcke und Gürtel könnten zumindest mittelfristig die beste Lösung sein. So ein Gürtel für kleine Wasserflaschen kosten nicht die Welt und jeder kann somit einen Beitrag für die Umwelt leisten, weil er keine Becher mehr nutzt, egal ob diese aus Plastik oder biologisch abbaubarem Material bestehen.
Das klingt schon mal gut. Aber sicher wird das ein wenig dauern, bis das in den Köpfen von allen ankommt, oder? Und was ist mit großen Veranstaltungen wie dem IKK BB Berliner Firmenlauf oder auch dem Mercedes-Benz Halbmarathon, das sind ja logistisch nochmal ganz andere Dimensionen…
Natürlich, das wird ein langer Prozess, aber wenn wir jetzt nicht anfangen, wird es vielleicht zu spät sein.
Und ja, beim Berliner Firmenlauf und auch dem Mercedes-Benz Halbmarathon ist die Variante mit eigenen Trinkbehältern leider nicht praktikabel. Vor allem, weil wir noch keine Lösung gefunden haben, wie die Leute ihren Becher schnell mit Wasser auffüllen können beziehungsweise gefüllt bekommen. Normalerweise haben unsere Helfer das Wasser aus Wannen in die Plastikbecher gefüllt und hatten dabei Handschuhe an. Im Moment müsste der Läufer mit dem Silikonbecher seinen Becher abgeben, damit wir ihn befüllen können. Das dauert natürlich deutlich länger. Und wenn er das selbst machen würde, könnten wir das gesamte Wasser dieser Wanne aus Hygienegründen wegkippen.
Für dieses Jahr spielen wir deshalb mit verschiedenen Gedanken: es gibt zum einen Einwegbecher, die zu 100 % biologisch abbaubar sind. Diese werden hinterher eingesammelt und die Stadtreinigung führt diese dann einer industriellen Kompostieranlage zu. Die andere Variante sind recycelte Einwegbecher, die – ordentlich getrennt sortiert – immer wieder einem Recycling-Kreislauf zurückgeführt werden. Eine Schwierigkeit, die sich da unserer Erfahrung immer wieder auftut, ist die Mülltrennung bei Veranstaltungen. Es landen – egal wie gut die Tonnen gekennzeichnet sind – immer Bananenschalen oder andere Reste im Grünen Punkt. Da ist es dann auch an uns, das noch besser zu kennzeichnen und alle Teilnehmer und Gäste darauf hinzuweisen.
Wäre es nicht auch eine Möglichkeit, dass Ihr den Aktiven Mehrwegbecher anstatt der Einwegbecher zur Verfügung stellt?
Die Idee, bei unseren Läufen mit eigens angeschafften Mehrwegbechern zu arbeiten, ist für uns leider nicht umsetzbar, weder bei den kleineren noch den großen Läufen. Zum einen sind die Anschaffungskosten viel zu hoch, zum anderen haben wir nicht die Manpower und Logistik, um die Becher hinterher zu reinigen. Von den fehlenden Lagerkapazitäten will ich gar nicht reden. Wir haben schon mit anderen Veranstaltern darüber gesprochen und bei ersten Versuchen haben sie richtig draufgezahlt, weil so viele Becher abhandengekommen sind. Da wurden die Becher als „schöne“ Erinnerung von den Läufern mitgenommen. Das verkraftet finanziell auf Dauer kein Verein.
Es klang schon durch, dass Ihr euch zum Thema Nachhaltigkeit auch mit anderen Lauf-Veranstaltern austauscht…
Ja, das ist total wichtig. Jeder Veranstalter macht sich seine Gedanken und macht andere Erfahrungen. Es hilft sehr, sich da gegenseitig auf dem Laufenden zu halten. Wir sind auch dankbar über jeden fachlichen Input, weil es natürlich Leute gibt, die sich mit dem Thema noch viel besser auskennen. Deshalb ist es zum Beispiel super, dass wir auch in Kontakt mit der Grünen Liga sind, die das Umweltfestival veranstaltet.
Ich hoffe, dass wir alle gemeinsam einen großen Schritt Richtung Nachhaltigkeit und Müllvermeidung machen.